Saturday, 09 August 2003 | 45.32.221

Aufbau Ost = Rast und Rost

Allmählich scheint sich auf breiter Front, selbst im Bereich der so genannten Dritten Gewalt
- in der Wirtschaft natürlich sowieso - der Gedanke festzusetzen, daß längere Arbeitszeiten und/oder niedrigere Löhne nötig seien, zu rechtfertigen seien, geeignet seien ...,
um irgendwelche Produktionsnachteile auszugleichen;

dagegen ist doch grundsätzlich auch gar nichts einzuwenden;
jeder, der sich selbständig machen, ins Geschäft kommen, sich im Markt etablieren will,

weiß, daß er das (nur) schaffen kann, wenn er anfangs, eine zeitlang ... ein bißchen länger, ein bißchen billiger, ein bißchen anspruchsloser arbeitet;

über diese Zeit des 'a/Anfangs' sind wir aber doch inzwischen hinaus !

nachdem nun eh schon die ganze Zeit nicht wirklich bzw. keine sinnvolle Politik zum Aufbau Ost betrieben wurde, schlicht und einfach unterlassen wurde,

sollen nun anscheinend die Ergebnisse und Folgen dieses Nichtstuns, dieser Unterlassung auf Dauer festgeschrieben werden;

wir haben es hier mit dem allgemein üblichen Trick der politischen Klasse zu tun:
erst sinnvolle Politik unterlassen
und dann, wenn deswegen Probleme auftreten, nicht etwa das Unterlassene nachzuholen, geschweige denn, eine neue, den veränderten Bedingungen entsprechende Strategie für die weitere, sinnvolle Politk zu entwerfen ...,

sondern einfach nur und immer wieder, ebenso endlos wie heftig zu streiten über die Behandlung der Folgen unterlassener Politik,

wobei naturgemäß Pragmatiker sich, relativiert gesehen, durchaus achtbare Verdienste erwerben, völlig zu Unrecht aber auch das Image eines tollen Politikers;

was in Deutschlands Osten jetzt anscheinend hoffähig gemacht werden soll, mit den vereinten Kräften sowohl der Wirtschaft als auch der gewaltengeteilten Politik,

ist, daß langfristige und geradezu unumkehrbare, also neudeutsch 'nachhaltige' ... sowohl unternehmerische als auch politische Strategien darauf abgestellt werden,

daß die Verhältnisse gewissermaßen festgeschrieben werden und sich eben gerade 'nicht' (!) ändern;

da im Westen aber alles 'im Fluß' bleibt, mit ungebrochener Eigendynamik ...,
wird sich automatisch die Kluft zwischen Ost und West vorläufig eher weiter vergrößern und differenzieren, als verringern und angleichen.
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