Samstag, 17 Januar 2004 | 45.03.017

Notizen aus dem Knast

Also, ich war ja jetzt tatsächlich im Knast, wegen meines Widerstands gegen die Beseitigung der verfassungsmäßigen Ordnung durch die politische Führung ...

- und das in Plötzensee ! das heißt, ich fühlte mich durchaus standesgemäß untergebracht;

und das so richtig bei Wasser und Brot, grellem Licht und einem teilweise ohrenbetäubenden Lärm, von außen durch Bauarbeiten und innen durch randalierende andere Insassen,

aber auch durch den ganz normalen alltäglichen Wahnsinn bzw. Geräuschpegel durch das Wachpersonal, das durch die ebenso hohen wie hohlen Gassen bzw. Gänge mit ihrer besonderen Akustik nicht nur schreitet, sondern auch schreit, um sich miteinander zu verständigen,

hinter mir doppelt vergitterte Fenster und die meterhohen Anstaltszäune und Bewachungstürme,

vor mir jede Menge schwere, vergitterte und verschlossene Türen zu den einzelnen Abschnitten und Bereichen, die mit riesigen Schlüsseln jedesmal geöffnet und auch sorgsam hinter einem wieder verschlossen wurden;

eine der Bewachserinnen meinte denn auch mal: gelegentlich fühle ich mich hier mit den großen, schweren Schlüsseln und Türen wie in einem Schloß, meistens aber wohl eher wie der Schloßgeist.
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