Mittwoch, 22 Oktober 2003 | 45.43.295

Die Wirtschaftsweisen hören wiedermal das Gras wachsen

Die deutschen Wirtschaftspropheten lesen für 2004 aus dem derzeit zur Verfügung stehenden Kaffeesatz ein Wirtschaftswachstum von 1.7 % heraus,

natürlich mit allen Vorbehalten, insbesondere hinsichtlich der Frage, ob das nur mal so'n Schwung nach oben oder wirklich ein Auf-Schwung sein könnte,

und getragen werden soll das Ganze von einer entsprechend wachsenden Binnennachfrage;

nun müssen die Damen und Herren in den Instituten ihre Existenz natürlich irgendwie immer wieder rechtfertigen, die Termine stehen auch irgendwie fest, also müssen irgendwie auch irgendwelche Zahlen her, die man ja schlimmstenfalls immer wieder korrigieren kann,

so nach dem Prinzip: man muß vorher wissen, warum es gar nicht anders kommen kann, und nacher immer wissen, warum es nun doch ganz anders gekommen ist;

gleichwohl kommen wir mit dieser Art von Gesundbeterei nicht und nie weiter;

objektiv gibt es für diese Prognosen - also Ende der Stagnation, Belebung, Schwung und gar Auf-Schwung, 1.7 %, stärkere Binnennachfrage ... - überhaupt keine Anhaltspunkte :

diejenigen Bürger, von denen eine stärkere Nachfrage abhängen könnte, haben im nächsten Jahr noch weniger Geld als in diesem,

Kapitalflucht und Unternehmensverlagerungen ins Ausland werden sich eher erst noch richtig ausprägen, weil sich die Bedingungen da-für, wie gesagt objektiv eher noch verbessern, mehr rumsprechen, handhabbarer werden ... etc.,

die Anreize für Investitionen werden sich, vor allem in Anbetracht des Wettbewerbs, praktisch auf / gegen Null reduzieren,

und so weiter, das heißt : von allein läuft schon mal gar nichts;

dazu kommt,

(1) daß irgend eine Art vo sinnvoller, professioneller Wirtschafts-Politik mit Sicherheit weiterhin nicht gemacht werden wird und unter den gegebenen Umständen, das heißt mit einer sozialistischen Regierung realistischerweise doch auch gar nicht zu erwarten, weil objektiv unmöglich ... ist,

(2) entsprechend, bzw. nicht nur last but not least, sondern als der Dreh- und Angelpunkt überhaupt, nich mal ansatzweise das Bewußtsein in dieser Regierung vorhanden ist, geschweige denn, konkrete Absichten oder gar handwerkliche Fähigkeiten ...,

daß Arbeitsmarkt-Politik ein völlig selbständiger Politik-Bereich ist, der nach allen verfügbaren Regeln der Kunst bearbeitet werden müßte und sich nicht immer nur in den Vertröstungen auf einen völlig imaginären 'Wirtschafts'-Aufschwung erschöpfen dürfte;

es wäre sicher verfrüht, die Hoffnung auf einen wirklichen Aufschwung, irgendwann ..., bereits heute fahren zu lassen

- obwohl man an dem Dilettantismus, dem mutwilligen Nichtstun und Aussitzen etc. schier verzweifeln könnte -

aber ein Aufschwung, der irgend enen nennenswerten, substanziellen, grundsätzlichen Einfluß haben könnte,

ist aus einer Wirtschafts-Politik als Unternehmens- bzw. Unter-nehmer-Politik heraus allein gar nicht mehr denkbar, das ist doch völlig passè !

was derzeit an so genannter Wirtschafts-Politik stattfindet, gleicht einer Kerze, die man an beiden Enden anzündet, das heißt, es ist absehbar (!), man kann praktisch zusehen und das mit verfolgen, wann der Ofen endgültig aus ist:

auf der einen Seite wird Unternehmern das Leben so schwer wie möglich gemacht, etwas Sinnvolles zu unternehmen

und auf der anderen Seite wird Arbeitnehmern das Leben so schwer wie möglich, soweit nicht geradezu un-möglich gemacht, eine sinnvolle Arbeit anzunehmen,

und insgesamt wird das, was diejenigen tun, die (noch) etwas unternehmen bzw. arbeiten, immer Sinn-loser !

wenn nicht endlich die Möglichkeiten an-erkannt und wahrgenommen und umgesetzt werden, die sich gerade aus dem Potenzial, aus dem Fundus ... dieser Arbeitslosen selbst ergeben und hier und von hier aus als Motor in Gang gebracht wird,

wenn dieses Problem nicht endlich aktiv und kreativ angegangen wird, statt immer nur passiv abwartend und ebenso einfältig wie einfallslos bzw. als Gegenstand von 'Vermittlung' (???)

wenn nicht endlich dieses Problem mit der Absicht angegangen wird, Arbeitslosigkeit als solche konsequent zu beseitigen

bzw. auf einen Zeitraum zu beschränken, innerhalb dessen ganz normale, freiwillige oder halt auch unfreiwillige, jedenfalls aber nur Arbeitsplatz'wechsel' stattfinden

und das Risiko für den Zeitraum des Wechsels zu privatisieren, dem persönlichen, privaten Management zuzuordnen

bzw. das Risiko für den darüberhinausgehenden Zeitraum zu politisieren, dem gesellschaftlichen, politischen Management zuzuordnen,

kommen wir hier nie wieder auf einen so genannten 'grünen Zweig', mit Sozialisten in Regierungsverantwortung zumindest nicht, und mit den Grünen schon gar nicht !!




| Seite drucken