Samstag, 07 Dezember 2002 | 45.49.341

EU - Beitritt Türkei

Im Zusammenhang mit dem Wunsch der Türkei, der Europäischen Union beizutreten, schlägt die Christliche Union vor,

'die guten nachbarschaftlichen Beziehungen zur Türkei unabhängig von einem formellen Beitrittsverfahren fortzuentwickeln'

und sieht in einem eher unbefangenen Beitritt gar ein unzulässiges Präjudiz (!) für den Abschluß der Verfassungsberatungen;

das ist wieder ein ebenso typisches wie hirnverbranntes Musterbeispiel für dieses 'Wasch-mir-den-Pelz-aber-mach-mich-nicht-nass'-Verhalten,

mit dem wir nie richtig weiterkommen;

das ist, wie wenn ein Mann einer Frau die Ehe verspricht und dann sagt:

naja, Hauptsache ist, Du kochst jetzt erstmal schön, und machst den Haushalt, und schläfst mit mir, und und und - da gibt's sicher 'ne ganze Menge, wie man partnerschaftliche Beziehungen 'fortentwickeln' kann -

und mit der Ehe das kriegen wir dann irgendwann auch noch hin; ich muß da noch dran arbeiten und möchte die Beratungen mit meinem Anwalt über den Ehevertrag nicht präjudizieren;

wenn die CDCSU darüber hinaus der Meinung ist, daß die Türkei weit davon entfernt sei, die Kriterien für einen EU-Beitritt zu erfüllen,

muß man fragen: nach welcher Logik ?

im allgemeinen ist die Entfernung zwischen zwei Punkten gleich (!), egal von welchem Punkt aus man das sieht;

und relativ gesehen ist es eher umgekehrt, ist derjenige, der an sich der Stärkere ist, dem es leichter fallen würde, und der es dann doch nicht tut,

weiter (!) von der Lösung weg, als der Schwächere;

und genau darin liegt die Schizophrenie derjenigen, die sich dauernd als Bewahrer des Christentums aufspielen, im allgemeinen, und die der christlichen Parteien im besonderen.
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