Mittwoch, 11 Dezember 2002 | 45.50.345

Erpressungsversuche - statt Politik

Obwohl niemand ernsthaft bestreitet, wie schlecht es um uns in Deutschland bestellt ist, geht das Hick-Hack in der Politik weiter, als habe die Politik mit diesem ganzen Desaster nichts zu tun;

und obwohl einschlägige Analysen und Umfragen immer noch bestätigen,
daß wir nach wie vor und tendenziell immer noch weiter zurückfallen,
sich die Aussichten noch weiter verdüstern,

kann sich die Regierung nicht aufraffen, das Land wenigstens halbwegs sinn-voll und professionell zu verwalten, geschweige denn, verfassungsgemäß politisch zu führen;

einzig und allein das Repertoire an politischen Tricksereien ist offensichtlich unerschöpflich:

Machtspiele, Machtworte, Drohgebärden, Erpressungsversuche etc.;
Politik ist und bleibt ein reines Spiel, bleibt l'art pour l'art der de facto Mächtigen unter sich;

die Verfassung steht auf Papier, und Papier ist bekanntlich geduldig;
für Politik müßte aber etwas getan werden,

politische Willensbildung, Richtlinien für Politik, politische Führung ...
und Verantwortung übernehmen,

und das sind anscheinend alles Fremdworte in der großen Politik; statt dessen: komm' ich heut' nicht, komm' ich morgen - oder: von mir aus kann das auch ein anderer machen - oder halt so;

das Komische ist - wenn man das überhaupt so sagen kann :

obwohl also nicht nur nichts wird, sondern alles, en gros wie en detail, immer noch schlimmer wird,

ist offensichtlich niemand aus dem Kreis derjenigen, die irgendwie eine vom Volk oder von Gott oder sonst übertragene Verantwortung haben, bereit, sich auch nur ernsthaft Gedanken zu machen, geschweige denn, ernsthaft Konsequenzen zu ziehen;

man merkt zwar, daß der Dampfer irgendwie in der falschen Richtung läuft,

aber niemand wagt auch nur den Gedanken daran, daß man dann wohl wenigstens erstmal anhalten müsse, geschweige denn, wirklich anzuhalten oder die Notbremse oder ähnliche Konsequenzen zu ziehen,

wie besessen wird dauernd so weiter gefahren, wird erst recht Gas gegeben,

je weniger man das Chaos beherrscht, desto mehr wird es 'vertieft und verbreitert',

wird einfach alles überspielt, übertönt, übertüncht ... durch immer noch mehr Betriebsamkeit und Hektik, Aktionismus und Kommissionismus etc.;

obwohl wir offiziell Marktwirtschaft und Kapitalismus haben, werden die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer - was an sich eine contradictio in adjectu ist, ein Widerspruch in sich,

und obwohl wir offiziell Demokratie und Menschenrechte haben, werden die Mächtigen immer mächtiger und die Ohnmächtigen immer ohnmächtiger - was geradezu kriminell ist,

d.h., die Schieflage wird immer größer, die Balance immer geringer,

die vielzitierte so genannte Mitte, statt sie zu stärken, findet ein regelrechter Kampf um sie statt, sie wird regelrecht zerrissen und aufgerieben,

bzw., die Mitte, der Mittelstand ..., also das, was an sich tragender Pfeiler sein soll, löst sich irgendwie auf oder bricht völlig weg

bzw., wie aktuelle Beispiele zeigen, sie bricht einfach auseinander ... - und dann ist das ganze 'Prestige' unserer angeblichen Demokratie plötzlich weg und hinterläßt nur noch Grauen und Verderben.
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